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Heather – Eine kleine Geschichte.

Langsam senkt sich der Abend auf ein friedliches, kleines Dorf in Niedersachsen.

Ein braun- gestromtes Windhundmädchen liegt auf ihrem Bettchen. Es ist Schlafenszeit.

„Du, Frauchen“, sagt das Hundemädchen fragend. „Erzählst Du mir noch eine Gute- Nacht- Geschichte?“
„Aber ja, mein Mädchen. Welche möchtest Du denn hören?“
„Eine schöne“, sagt das Hundemädchen.
Die Frau setzt sich auf die Decke und nimmt das kleine Hundemädchen in den Arm. Dann beginnt sie mit leiser Stimme zu erzählen.

„Es war einmal eine Frau, die war sehr, sehr traurig. Sie war so traurig, dass sie ein ganzes Meer hätte mit ihren Tränen füllen können. Ihr bester Kamerad, ihr geliebter Grey Elvis war Heiligabend über die Regenbogenbrücke gegangen. Die Frau dachte, sie würde niemals wieder lachen können, und die Welt würde niemals wieder hell und schön werden. Es war so einsam ohne ihren Hund, so still und so leer. Irgendwann, nach einiger Zeit, setzte die Frau sich dann an den Computer und schaute auf die Homepage der Tieroase. Von dort hatte sie siebeneinhalb Jahre zuvor ihr geliebtes Wuffeltier adoptiert. Und als sie die Seite öffnete, auf der die Hunde zu sehen sind, die sehnsüchtig auf Ihren Menschen warten, stockte ihr der Atem. Ein Hundemädchen schien ihr geradewegs in die Augen zu blicken. Ein Blick, ängstlich, aber intensiv, aus großen Augen voller Hoffnung, die ihr zu sagen schienen: „Ich bin diejenige, die genau auf Dich wartet. Nur auf Dich. Komm, und hol mich nach Hause.“ Bis zu diesem Moment hatte sich die Frau noch gar nicht entschieden, einem neuen Wuffl ein Zuhause zu geben. Zu groß war bisher der Schmerz des Verlustes gewesen. Doch als dieser Blick sie traf, wusste sie: Das ist mein Hundemädchen. Sie hatte noch nicht einmal die Beschreibung gelesen, aber sie spürte genau, mit dieser Kleinen würde sie ihr weiteres Leben teilen. Und dann kam der Tag, an dem sie sich auf den Weg zur Tieroase machte. Sie war aufgeregt und auch ein bisschen von Zweifeln geplagt. War es zu früh für einen neuen Gefährten? War es ein Verrat an ihrem geliebten Elvis? Am Abend zuvor hatte sie lange an seinem Grab gesessen und stumme Zwiesprache mit ihm gehalten. Sie hatte das Gefühl, auch er würde sich wünschen, dass sie ihr Leben wieder mit einem Grey teilte. Er würde nicht wollen, dass sie so alleine und traurig war.

Aber ein Schatten des Zweifels blieb doch.
Als sie in Wagenfeld eintraf, umfing sie sofort die Wärme diesen friedlichen Ortes und der Menschen dort. Zum ersten Mal seit langem fühlte sie sich wieder wohl und entspannt. Ralf und Margot sagten, sie solle sich in Ruhe alle Hunde ansehen. Jeder Hund hat etwas ganz Besonderes, jeder ist auf seine Weise der Schönste, und alle schauen sie mit großen Augen einem endgültigen Zuhause entgegen. Aber keiner hatte diesen speziellen Blick, den sie auf dem Foto gespürt hatte. Bis sie mit Margot am letzten Hundeauslauf angekommen war. Da traf sie dieser Blick mit voller Intensität. Heather, so heißt das Hundemädchen, stand in einiger Entfernung und schaute sie an. Die Frau wusste schon von Margot und Ralf, dass Heather eine sehr ängstliche Hündin ist. Sie hatte sich im Vorfeld viele Gedanken gemacht, ob sie einem solchen Hund gerecht werden könnte, ob ihre Erfahrung ausreichen würde, einer so verstörten Seele das Vertrauen zurückzugeben. Aber ein Blick aus diesen Augen, und die Entscheidung in ihrem Herzen war längst gefallen. Sie machte mit Heather einen langen Spaziergang, und in dieser Zeit hatte sie das Gefühl, als würde etwas in ihr wieder heil werden. Ein weiches Fell, ein großes Augenpaar, eine feuchte Nase, der ganz spezielle, unverwechselbare Duft eines Greys, all das füllte ihr Herz mit Ruhe, Zuversicht und Liebe. Nach dem Spaziergang legte sich das Hundemädchen vertrauenvoll neben die Frau ins Gras, als wolle sie sagen: „Schau, ich entspanne mich schon. Wir werden gut zusammenpassen, und bei Dir werde ich meine Ängst überwinden.“

Heute, etwa fünf Monate später, ist Heather eine fröhliche, aufgeschlossene Maus, die sich wundervoll eingelebt hat.
Fremden gegenüber ist sie nach wie vor vorsichtig, aber sie bricht nicht mehr in Panik aus, sondern lernt, sich eine neue Situation in Ruhe zu betrachten. Viele Menschen in ihrem kleinen Dorf kennt sie bereits und lässt sich von einigen auch gerne kraulen. Sie macht täglich neue, kleine Fortschritte, und sie macht ihr Frauchen jede Minute glücklich.
Es ist, als habe sie ihre kleine Seele in die Hände der Frau gelegt, auf dass sie sie bewahre und beschütze.
Und die Frau wird jeden Tag ihr Bestes geben, um diesem Vertrauen gerecht zu werden.

Und so endet diese Geschichte nicht, sondern sie hat gerade erst begonnen.“ Liebevoll legt die Frau ihr Gesicht an das warme Fell ihres Hundes. Doch das kleine Hundemädchen namens Heather war bereits friedlich eingeschlafen.








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